Einfach mal abtauchen

von Susanne Schneider
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Schwimmen geht eigentlich immer. Im Sommer als tolle Erfrischung, im Winter als Allround-Wellness-Programm. Wer Glück hat, lebt am Meer, an einem See oder zumindest einem Baggersee, aber auch in Freibädern können sich Wassernixen sehr wohl fühlen. Im Winter bleibt in der Regel das Hallenbad, und das bietet heutzutage meist gleich ein Wellness-Programm dazu:

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Sauna und Solarium, Wassergymnastik und Massageduschen, Liegeraum und Snackbar. Echte Wassermenschen können endlos viele Bahnen ziehen und „Kacheln zählen“. Dafür muss man nicht gleich im Verein schwimmen und für Wettkämpfe trainieren, wie Kyra, eine junge Studentin aus Bielefeld. Ihre Wettkampfkarriere hat sie vor dem Abitur aufgegeben, der Leistungsdruck wurde ihr insgesamt einfach zu viel. Aber das Schwimmen selbst ist ihr heute fast wichtiger als je zuvor. Sie braucht es zum Abschalten und fit bleiben.

Schwimmen ist ein perfektes Ganzkörper-Workout

„Ob Anfängerin oder Profi, alle können sich auf ihrem eigenen Niveau im Wasser bewegen, ohne Gelenke, Bänder und Sehen zu stark zu belasten“, meint sie begeistert. „Deshalb eignet sich dieser Sport auch für alle, die ein paar Kilo zu viel auf der Waage haben und bei anderen Sportarten Probleme mit den Knien oder dem Rücken befürchten.“ Die Aussicht, mit einer Stunde Brustschwimmen etwa 500 Kalorien zu verbrennen, sei doch ein toller Ansporn!
Schwimmen ist aber nicht nur beim Abnehmen eine Geheimwaffe. Es baut auch Muskeln auf, verbessert die Koordination und – aufgepasst – strafft die Haut. Der Widerstand des Wassers beim Schwimmen wirkt nämlich wie eine sanfte Ganzkörpermassage. Und das regt wiederum den Fettstoffwechsel an:

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Nach 40 Minuten Bewegung läuft er auf Hochtouren. Ziel sollte also sein, eher lange zu schwimmen – auch wenn das auf Kosten des Tempos geht.
Einen kleinen Nachteil kann das häufige Abtauchen für uns Frauen jedoch haben, vor allem, wenn wir im Schwimmbad unterwegs sind. Chlorwasser greift die Haut und die Schleimhäute an – das merkt man besonders, wenn die Augen anfangen zu brennen. Woran frau im Schwimmbad selten denkt, ist die Tatsache, dass auch die sensible Haut im Intimbereich mit dem Wasser in Kontakt kommt. Dann geht es vielen so wie Kyra, die eine ganze Weile unter Scheidentrockenheit litt. „Ich hatte schon gar keine Lust mehr auf Sex, weil ich kein Interesse an noch mehr ‚Reibung’ hatte“, erzählt sie. „Das wurde natürlich etwas problematisch, und mein damaliger Freund dachte, es liege an ihm.“
Das ging so weit, dass die beiden richtig Streit miteinander bekamen. Kyra hatte zu diesem Zeitpunkt auch noch viel Stress in der Uni und schob ihre Schwierigkeiten auf die Prüfungsphase. Um sich von dem ganzen Ärger abzulenken, ist sie so häufig wie möglich schwimmen gegangen. „Heute weiß ich, dass ich damit die Situation immer schlimmer gemacht habe. Irgendwann habe ich mich dann getraut, meine Frauenärztin auf das Thema trockene Scheide anzusprechen – aber das hat mich schon einige Überwindung gekostet“, gibt sie rückblickend zu.

Über Scheidentrockenheit spricht man nicht so gerne

Anders als für Kyra, war das Thema für ihre Ärztin völlig normal, und die Diagnose war nach einer gründlichen Untersuchung genauso einfach wie die Behandlung: Die Gynäkologin empfahl Kyra ein Befeuchtungsgel, das sie einfach in der Apotheke kaufen konnte. „Das hat geholfen. Bereits mit der ersten Anwendung hat sich meine Scheide wieder, naja, normaler angefühlt. Das unangenehme Trockenheitsgefühl, dieses Jucken und Brennen, das war alles weg. Mein Freund hat davon gar nichts mitbekommen. Er hat sich nur gefreut, dass ich nicht mehr so viele Ausreden hatte, gerade jetzt keinen Sex zu haben. Das Befeuchtungsgel haben wir teilweise sogar als Gleitgel genutzt. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass mir das Thema so lange peinlich war und ich nichts gesagt habe.“
Kyras Rat:

  • Erstens: Schämt Euch nicht, über eine trockene Scheide zu reden. Für Gesundheitsprofis ist das etwas ganz Normales.
  • Zweitens: Geht spätestens zur gynäkologischen Untersuchung, wenn Ihr Euch nicht mehr wohl fühlt und das Jucken und Brennen nicht mehr ertragen wollt.
  • Drittens: Achtet besonders auf die empfindliche Haut im Intimbereich, wenn Ihr viel schwimmen geht.

Scheidentrockenheit kann übrigens Frauen jeden Alters betreffen. Und sie hat in den meisten Fällen andere Gründe als zu viel Chlorwasser. Ursache sind meist hormonelle Schwankungen, wie in den Wechseljahren oder bei Einnahme der Pille. Auch Stress und psychische Belastungen können verantwortlich sein – so gesehen lag Kyra mit ihrer ersten Einschätzung sogar goldrichtig. Wichtig zu wissen ist, dass Frauen dies nicht aushalten müssen, sondern sich ganz unkompliziert selbst helfen können. Sicherheitshalber sollte aber vor der Anwendung eines Befeuchtungsgels eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe befragt werden, um ernstere Hintergründe auszuschließen.

By the way…

Wunderbar streiten lässt sich über die Frage Badeanzug oder Bikini – zum Beispiel bei Texterella. Wenn Ihr noch zweifelt, ob Schwimmen überhaupt gut für Euch ist – hier sind die besten Gründe, es regelmäßig zu tun. Eine, die (fast) täglich abtaucht und launig darüber berichtet, ist „Chlorhuhn“.

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