Frauen im Gleichgewicht – der beste Schutz vor Infektionen

von Susanne Schneider
Foto: unsplash/Charles Deluvio

Geratet Ihr auch manchmal aus dem Gleichgewicht? Klar, uns allen wird mal schwindelig. Auch das seelische Gleichgewicht geht leicht mal verloren. Hier soll aber die Rede von einem sehr weiblichen Gleichgewicht sein. Nämlich dem Gleichgewicht in unserer Scheide. Nie gehört? Es klingt komplizierter als es ist, und wir alle sollten zumindest in den Grundzügen wissen, wie es tief in unserem intimen Innersten aussieht. Denn dann können wir unsere Vagina leicht gesund halten und uns selbst vor unangenehmen bis gefährlichen Begleiterscheinungen schützen.

Ist die Flora intakt, ist die Scheide gesund

In unserer Scheide leben verschiedene Mikroorganismen, die zusammen die sogenannte Scheidenflora bilden. Besonders wichtig sind dabei die Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt. Sie sind in einer gesunden Scheidenflora in Überzahl vorhanden und wandeln Zucker in Milchsäure um. Das sorgt dafür, dass das Milieu in der Scheide leicht sauer ist. Der pH-Wert liegt idealerweise zwischen 3,8 und 4,4. Krankheitserreger können in dieser sauren Umgebung schlecht oder gar nicht wachsen.

Dieses Milieu ist jedoch empfindlich und kann schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Zum Beispiel durch Hormonumstellungen in der Pubertät, in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Oder auch durch die Hormonschwankungen während des Zyklus. Medikamente wie Antibiotika oder die Pille können die Balance ebenfalls stören. Und ja, auch Stress kann ein Ungleichgewicht des Scheidenmilieus auslösen, indem er nämlich das Immunsystem ganz allgemein schwächt und Krankheitserreger dann leichten Zugang zum Körper haben. Dazu kommen noch äußerliche Einflüsse wie Blut, Sperma oder Seife.

Wie übertriebene Intimhygiene krank machen kann, lest Ihr hier.

Foto: unsplash/Charles Deluvio

Schauen wir uns mal die Hormone genauer an. Die Zusammensetzung der Scheidenflora ist unter anderem vom weiblichen Sexualhormon Östrogen abhängig. Während des Zyklus schwankt dessen Konzentration: Je niedriger der Östrogenspiegel ist, desto weniger Milchsäurebakterien befinden sich in der Scheide. Während und nach der Periode ist das der Fall. Im weiteren Verlauf des Zyklus steigt die Menge des Östrogens wieder an und die Anzahl der Milchsäurebakterien nimmt wieder zu. Da auch Stress oder eine Schwangerschaft den Hormonhaushalt beeinflussen, können auch sie indirekte Auslöser für ein Ungleichgewicht sein.

Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma lassen ebenfalls den niedrigen pH-Wert in der Scheide ansteigen. Normalerweise stellt die Scheidenflora das schützende saure Milieu nach dem Sex oder in den Tagen nach der Periode schnell wieder her. Geschieht dies jedoch nicht, können sich andere Bakterien ausbreiten und das Milieu verändern.

Was ist eigentlich so schlimm an einem veränderten Scheidenmilieu?

Das Überhandnehmen von unerwünschten Bakterien kann dazu führen, dass sich Scheidenpilz oder bakterielle Infektionen (Vaginose) ausbreiten. Beides ist unangenehm bis schmerzhaft, und für Schwangere kann es sogar gefährlich werden, da durch eine bakterielle Vaginose Frühgeburten ausgelöst werden können!

Was können wir also für eine gesunde Scheidenflora tun? Mit diesen einfachen Regeln beugen wir Infektionen und Pilzen vor:

  • Den Intimbereich sanft mit lauwarmem Wasser, den Händen und eventuell einer speziellen Intimwaschlotion reinigen. Unbedingt auf Intimdeos und Scheidenspülungen verzichten!
  • Tampons und Binden regelmäßig wechseln.
  • Nach dem Stuhlgang und am besten auch sonst immer von vorne nach hinten wischen – die meisten Bakterien gelangen aus dem Darm in die Scheide.
  • Eine Regenerationskur mit Milchsäure aus der Apotheke unterstützt die Balance der Scheidenflora. Sie sollte besonders nach einer Schwächung des Immunsystems oder gar einer Antibiotikum-Einnahme in Betracht gezogen werden.

Trotz allem kann es natürlich einmal zu einem Scheidenpilz oder einer bakteriellen Vaginose kommen. Schwangere sollten gleich beim ersten Verdacht ihre gynäkologische Praxis aufsuchen. Die Ärztin oder der Arzt kann dann beispielsweise eine Milchsäurekur verschreiben. Grundsätzlich sollten Schwangere regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Manchmal zeigen die Infektionen nämlich keine Symptome, und der Scheidenabstrich wird auch auf schädliche Bakterien untersucht. Gegen Scheidenpilz gibt es rezeptfrei in der Apotheke entsprechende Akut- und Aufbautherapien. Schwangere sollten diese nur nach Rücksprache mit ihrem Gynäkologen anwenden.

Vorsicht bei diesen Anzeichen

Anhand dieser Symptome unterscheidet Ihr Scheidenpilz und bakterielle Vaginose:
Scheidenpilz

  • Juckreiz und/oder Brennen im Intimbereich
  • Weiß-gelblicher, quarkig-bröckeliger Ausfluss
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Geröteter äußerer Vaginalbereich bzw. Scheidenausgang
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Bakterielle Vaginose

  • Unangenehmer, fischiger Intimgeruch
  • Vermehrter, weiß-gräulicher, dünnflüssiger Ausfluss
  • Verschlimmerung der Symptome nach dem Geschlechtsverkehr oder der Regelblutung

By the way:

Einen interessanten Blog zum Thema Scheidenpilz findet Ihr auch bei BRIGITTE.de.

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