Keine Frage des Alters – Scheidentrockenheit

von Susanne Schneider
Foto: iStock/YinYang

Die Haut ist für die meisten von uns ein Dauerthema. Begleiten uns fettige Nasen, Pickel und Mitesser durch die Pubertät, geht es später meist darum, der Haut genügend Feuchtigkeit zuzuführen und sie vor dem Austrocknen zu bewahren. Bereits ab dem 20. Lebensjahr, so propagieren es manche Kosmetikhersteller, geht nichts mehr ohne Tag- und Nachtcreme. Bald darauf gelten Masken und Ampullen als unverzichtbar, und generell gibt es Pflegtipps und Pflegeprodukte in Hülle und Fülle. In gefühlt 90 Prozent der Fälle geht es dabei um die Gesichtshaut, die restlichen 10 Prozent verteilen sich auf den Rest unserer Körperhülle.

Aber da gibt es ja noch mehr Haut und Häutchen. Die nicht sichtbar sind und über die selten oder gar nicht gesprochen wird. Die aber durchaus gerne mal austrocknen. Die Rede ist von den Schleimhäuten in unserer Scheide. Tatsächlich leidet etwa jede fünfte Frau hierzulande unter Scheidentrockenheit, und das ist keine Frage des Alters. Höchste Zeit also, darüber zu sprechen!

WEGSCHWEIGEN GEHT NICHT

Vermutlich aus Scham trauen sich viele Frauen nicht an das Thema heran. Dabei können Symptome wie Juckreiz, Brennen oder Schmerzen im Vaginalbereich quälend und psychisch belastend sein. Scheidentrockenheit beeinträchtigt unsere Freude am Sex – und die wollen wir uns ja wohl nicht nehmen lassen. Schließlich gibt es wirksame Mittel, die wir in der Apotheke oder bei der Frauenärztin bekommen können. Wir müssen nur darüber reden.

Die Wechseljahre sind zwar die bekannteste Ursache für vaginale Trockenheit,
aber bei weitem nicht die einzige.

Die Ursachen für Scheidentrockenheit können körperliche und seelischer Natur sein. Wichtig ist, dass Ihr Eure zarte Scheidenhaut und den Intimbereich gut pflegt, wenn Ihr die typischen Symptome oder gar Verletzungen feststellt. Zur Befeuchtung gibt es hormonfreie Gels in der Apotheke. Für eine intensivere Pflege stehen Zäpfchen mit der körpereigenen Substanz Hyaluronsäure sowie Vitamin A und E zur Verfügung. Sie polstern die trockenen Gewebeschichten auf und pflegen intensiv.
Wie Ihr Eure Vagina täglich pflegen und vor Krankheiten schützen könnt, erfahrt Ihr übrigens hier.

DIE HÄUFIGSTEN URSACHEN FÜR EINE TROCKENE SCHEIDENHAUT

1. Lebensphasen wie die Stillzeit und die Wechseljahre
In beiden Fällen sind die Hormone Hauptursache für die vaginale Trockenheit. Nach den Turbulenzen durch Schwangerschaft und Geburt wirbeln sie in der Stillzeit erneut durcheinander. In den Wechseljahren verursacht vor allem der sinkende Östrogenspiegel die Scheidentrockenheit. Dann verringert sich nämlich die Teilung der Zellschichten im Gewebe der Vagina und es kommt zu einer Rückbildung des Gewebes bis hin zum Gewebeschwund (Atrophie). Da die Haut in der Vagina dünner wird, verliert sie an Elastizität. Sie wird empfindlich und verletzungsanfällig.

Etwa jede dritte Frau in den Wechseljahren ist von Scheidentrockenheit betroffen.

2. Erkrankungen, Operationen und Medikamente
Frauen mit Diabetes berichten häufig über Scheidentrockenheit und Orgasmusstörungen. Ein permanent hoher Blutzuckerspiegel begünstigt Durchblutungsstörungen und Nervenschäden. Die Schamlippen schwellen dann nicht mehr ausreichend an und es wird zu wenig Feuchtigkeit gebildet.
Scheidentrockenheit kann auch die Folge von Chemo-, Antihormon- oder Bestrahlungstherapien bei Krebserkrankungen sein. Die Therapien beeinflussen den Hormonspiegel der betroffenen Frauen. Sie werden sozusagen künstlich in die Wechseljahre versetzt, um das Tumorwachstum einzudämmen. Allerdings leiden dabei viele Patientinnen an klassischen Wechseljahresbeschwerden – Scheidentrockenheit gehört dazu. Sie kann auch nach Operationen der Eierstöcke oder der Gebärmutter auftreten. Zum Beispiel, wenn durch die Gebärmutterentfernung die Durchblutung der Eierstöcke beeinflusst wurde, was wiederum zu einer Veränderung der Hormonproduktion führen kann.
Schließlich ist Scheidentrockenheit auch auf die Einnahme bestimmter Bluthochdruckmedikamente oder hormoneller Verhütungsmittel (zum Beispiel einer Pille mit Gestagenen und niedrigem Östrogengehalt) zurückzuführen.

3. Lebenslagen und Lifestyle
Nicht zuletzt können seelische Faktoren Auslöser für Scheidentrockenheit sein. Da die meisten Frauen Multi-Tasking-Profis sind, die Beruf und Haushalt, Partnerschaft und Familie, Hobbys und auch noch das eine oder andere Ehrenamt gleichzeitig wuppen, leiden viele von uns unter Stress, Ängsten oder Nervosität – alles natürliche Feinde von gesunden Schleimhäuten. Zu diesen Feinden zählen auch Alkohol und Zigaretten, denn sie können Durchblutungsstörungen verursachen, unter denen die empfindlichen Häutchen in der Vagina besonders leiden.

By the way:

Bei Lemondays könnt Ihr Euch darüber informieren, was der Haut während der Wechseljahre guttut – ist zwar wieder nur für „obenrum“ und „drumherum“ geschrieben, aber sehr interessant und machbar.
Einen interessanten Blog zum Thema Scheidenpilz findet Ihr auch bei BRIGITTE.

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