Nach sauber kommt krank – Vorsicht bei der Intimhygiene!

von Susanne Schneider
Foto: iStock/BeauSnyder

Ein perfekter Tag beginnt mit einer Dusche – jedenfalls für die meisten von uns. Auch wenn kaum Schmutz zu entfernen ist, tut sie einfach gut: das Wasser, das sanft sprudelnd unsere Lebensgeister weckt … das duftende Duschgel, das uns zart umschmeichelt … von dem wir eine Extraportion unter den Armen schäumen lassen … und im Intimbereich, denn auch dort schwitzen wir ja und es könnte zu unangenehmen Gerüchen komm… HALT! Aufwachen!

So gut unserer Seele eine Schaum- und Duftwolke auch tut, der zarten Haut unserer Scheide bekommt sie gar nicht. Duschgels und Seifen können dort sogar echten Schaden anrichten und Scheidenpilz und Fehlbesiedelungen durch Bakterien (bakteriellen Vaginosen) begünstigen.
Das hängt ganz einfach mit der Zusammensetzung der Scheidenflora zusammen, die durch den Einsatz von Seifenprodukten aus dem Gleichgewicht geraten kann.

In jeder Scheide leben zahlreiche verschiedene Mikroorganismen, darunter Milchsäurebakterien. Sie schützen den Vaginalbereich vor Krankheiten.

Damit sie sich wohlfühlen, brauchen sie ein besonderes Milieu, das durch einen sauren pH-Wert gekennzeichnet ist. Der pH-Wert einer gesunden Vagina liegt zwischen 3,8 und 4,4. Seife, die ja auch Grundlage von Duschgels ist, hat einen pH-Wert von 8 bis 11, was das Milieu im Intimbereich durchaus verändern kann. Wird der pH-Wert dort zu hoch, kann der Schutz vor unerwünschten Pilzen und Bakterien verloren gehen. Und dann wird es echt unangenehm.

Erste Krankheitszeichen ernst nehmen

Nur zum Verständnis: Frauen stecken sich nicht mit Bakterien oder Pilzen an, wie mit einem Magen-Darm-Infekt. Vielmehr sind diese krankmachenden Bakterien in kleinen Mengen schon in der Scheide vorhanden, richten jedoch aufgrund ihrer geringen Zahl keinen Schaden an. Verändert sich jedoch das saure Scheidenmilieu, verdrängen sie die „guten“ Milchsäurebakterien. Der pH-Wert steigt weiter an und die Fehlbesiedelung wird zunehmend erleichtert. Gynäkologen sprechen in einem solchen Fall von einer bakteriellen Vaginose. Frauen spüren diese Fehlbesiedelung durch einen grau-weißen Ausfluss, der mit einem unangenehmen, fischigen Geruch verbunden ist. Das geht gar nicht! Die erste Reaktion ist meist, noch häufiger zu duschen und vielleicht auch ein Intimdeo zu verwenden. Damit wird das sensible Gleichgewicht jedoch noch weiter gestört.

Foto: iStock/Eduard Lysenko

Ein Gang zum Arzt kann hier schneller Abhilfe schaffen und ist auch notwendig. Eine unbehandelte bakterielle Fehlbesiedlung kann nämlich dann gefährlich werden, wenn die Bakterien in die Blase, die Eileiter oder in die Gebärmutter wandern. Dort können sie ebenfalls Infektionen hervorrufen. Bei Schwangeren steigt in diesem Fall sogar die Gefahr von Frühgeburten. Um die fiesen Bakterien wieder los zu werden, verschreibt der Arzt meist ein Antibiotikum. Das kann aber den Nachteil haben, dass auch die guten Bakterien der Vaginalflora absterben. Ein Neustart mit richtiger Besiedelung ist dann fällig. Mit Hilfe einer Milchsäurekur können Frauen sicherstellen, dass sich vor allem Milchsäurebakterien entwickeln, die den natürlichen Schutz wiederherstellen.

Ein Scheidenpilz zeigt sich übrigens durch ganz andere Symptome. Hier juckt und brennt der Intimbereich äußerst unangenehm. Der Ausfluss ist dafür geruchlos. Das Gute: Frauen, die unter Scheidenpilz leiden, können diesen mit einer Creme und Vaginaltabletten aus der Apotheke meist selbst behandeln.

Für eine gesunde Intimhygiene gilt: Weniger ist mehr. Tatsächlich reinigt sich eine gesunde Vagina von selbst. Regelrechte Scheidenspülungen sind ja eh voriges Jahrhundert – da sind wir uns einig, oder?!! Hier sind jedenfalls ein paar einfache Tipps, wie Ihr Euch vor Scheidenpilz und -infektionen schützen könnt:

  • Lauwarmes Wasser ist das Mittel der Wahl fürs Waschen – zu heißes Wasser begünstigt Erkrankungen.
  • Nehmt eine parfümfreie, pH-neutrale Waschlotion dazu und schmeißt Intimspray und -deo in die Tonne.
  • Gleich hinterher fliegen Waschlappen – das sind wahre Keimschleudern. Waschen mit der Hand genügt völlig.
  • Tragt Unterwäsche aus Baumwolle, die bei 60 °C waschbar ist. Für die Lieblingsstücke aus Synthetik gibt es Hygiene-Waschspüler.
  • Reserviert ein Extra-Handtuch für den Intimbereich, tauscht es alle zwei bis drei Tage aus und wascht es ebenfalls bei 60 °C.
  • Slipeinlagen und Stringtangas reizen und reiben die zarte Haut im Intimbereich – also weg damit oder zumindest nicht dauerhaft tragen.
  • Lasst Euch nicht stressen! Stress schwächt das Immunsystem, und das bringt wiederum das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht.
  • Stärkt Eure Abwehrkräfte durch vitaminreiche, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.
  • Falls Ihr – aus welchen Gründen auch immer – Antibiotika einnehmen müsst, stabilisiert Eure Scheidenflora anschließend durch eine Aufbautherapie mit Milchsäurebakterien.

Und wenn sich doch mal ein Scheidenpilz oder eine Vaginose bei Euch einnistet, denkt daran: Behandelt Euren Partner gleich mit – sonst gibt es einen Ping-Pong-Effekt!

By the way:

Auch die Hormone können unsere Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. Mehr dazu und was Ihr in diesem Fall tun könnt, um Euch vor Infektionen zu schützen, lest Ihr hier.

Lesetipps