Ich liebe mich

von Helga Thauer
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Mit der Liebe ist das so eine Sache, schließlich werden wir alle gerne geliebt. Bei den meisten spielt das Thema Beziehung deshalb auch eine große Rolle im Leben. Aber Hand aufs Herz: Kannst Du Dich überhaupt selbst lieben? Was denkst Du zum Beispiel, wenn Du morgens in den Spiegel schaust? Ist es ein: „Hallo Ich, schön Dich zu sehen! Jeden Tag freue ich mich über Dein Lächeln!“ oder ist es eher ein „Meine Güte, wie siehst Du denn heute wieder aus? Tränensäcke, Augenringe, Pickel…“ Häufig entscheiden sich Frauen für die zweite Variante. Schade, denn Selbstwertschätzung geht anders. Warum sind viele von uns erst einmal negativ gegenüber sich selbst eingestellt? Haben es Medien und Kommunikation so gründlich geschafft, uns zu verunsichern, dass wir verlernt haben, uns selbst zu akzeptieren?

Schönheitsideale – Vorsicht Falle!

Zahlreiche Frauen sind unzufrieden mit sich, weil ihr Körper nicht so ist, wie sie ihn gerne hätten. Schönheitsoperationen sind deshalb schon lange kein Privileg mehr für Film- oder Popstars. Sie haben auch in durchschnittlichen deutschen Haushalten Einzug gehalten. Knapp 85% der Schönheitsoperationen wurden 2018 bei Frauen durchgeführt. Brustvergrößerungen und Lidstraffungen führten die Hitliste der häufigsten Eingriffe an. Brustvergrößerungen? Aha. Tun Frauen das wirklich für sich selbst? Oder steckt dahinter der geheime Wunsch, durch eine größere Brust das größere Glück zu finden? Mit dem Satz „Wahre Schönheit kommt von innen.“ waren noch nie Silikonpolster gemeint! Es lohnt sich, das im Hinterkopf zu behalten.

Finger weg vom Skalpell

Das Thema „Intimchirurgie“ treibt die Selbstoptimierung gar auf die Spitze (Stichwort Labioplastik). Ziel ist hier, die Form der Schamlippen zu korrigieren, um welcher Norm auch immer besser zu entsprechen. OMG, bitte nicht! Wenn es keinen medizinischen Grund gibt, sollten wir Vielfältigkeit feiern und die Finger, bzw. das Skalpell von unserer Vulva lassen.

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Liebe Frauen, es ist allerhöchste Zeit, dass wir wieder anfangen, uns selbst zu lieben. Wenn wir uns immer wieder verbiegen und sogar vor Operationen nicht zurückschrecken, um anderen zu gefallen, sind Beziehungen automatisch an Bedingungen geknüpft. Auf Dauer kostet das sehr viel Energie. Beziehungen werden dadurch anstrengend oder scheitern.

Unser Körper folgt einem genetischen Muster. Das ist gut so. Und unsere Seele kann lachen oder weinen, zornig, verliebt, schüchtern oder mutig sein, genau so, wie wir das gerade empfinden. Auch hier müssen wir keine Normen erfüllen und nicht zu jeder Zeit Everybody’s Darling sein.

Dem eigenen Ich Raum lassen

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Wenn Ihr schon mal geflogen seid, wisst Ihr, dass uns freundliche Flugbegleiterinnen vor dem Start die Sicherheitshinweise erklären: Zuerst sollen wir uns selbst eine Sauerstoffmaske aufzusetzen, dann können wir anderen helfen. Im Leben außerhalb des Flugzeugs vergessen wir das häufig. Selbstlos fühlen wir uns zuständig für alles und jeden. Das macht uns beliebt und es tut gut, geliebt und gebraucht zu werden. Irgendwann bleibt uns selbst aber die Luft weg. (Wenn Ihr mehr über einen besseren Umgang mit Stress wissen wollt, könnt Ihr übrigens mal in unseren Blog-Beitrag „Unter Strom“ reinlesen.)

Bis zu einem gewissen Punkt macht Altruismus glücklich. Doch wer ständig selbst-los handelt, ist sein Selbst irgendwann los. Und mit Selbstliebe hat dies alles wenig zu tun. Wir müssen lernen, uns wieder selbst wahrzunehmen und sowohl auf unseren Körper als auch auf unser Bauchgefühl zu achten.

Deshalb kommt hier die Selbstliebe-Übung Nummer 1:

Schreibe einen Liebesbrief an Dich selbst!

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Einen Liebesbrief zu bekommen, ist eine tolle Sache und heutzutage wahrscheinlich eine echte Rarität. Wann lag Dein letzter – womöglich noch handgeschriebener – Brief im Briefkasten oder unterm Kopfkissen? Wahrscheinlich ist es eine ganze Weile her. Wie wäre die Idee, mal einen Liebesbrief an sich selbst zu schreiben? Absurd? Was soll ich denn da schreiben? Oder vielleicht gar nicht so abwegig, denn das Schreiben eines Liebesbriefs erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken. Gönn Dir doch einfach eine ruhige halbe Stunde und fang an. Vielleicht bist Du überrascht, wie viele positive Seiten Du an Dir selbst entdeckst.

Julia Wilhelm gibt in ihrem Blog „Selbstvertrauen für Frauen“ übrigens tolle Tipps, die Selbstliebe zu stärken. Denn feststeht: Wer sich selbst liebt, kann auch gemeinsam leichter glücklich sein.

By the way: Ein Beispiel für einen Liebesbrief an sich selbst findest Du auf Jules Blog. Sie schreibt vor allem über ihr kreatives Familienchaos. Einen Liebesbrief an Dich kannst Du natürlich auch schreiben, wenn Du keine Kinder hast oder Deine Kinder schon längst aus dem Haus sind.

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