Stress Mythen, die jeder kennen sollte

von Helga Thauer
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Wenn uns das Corona-Virus zurzeit (zum Glück) nicht krank macht, dann wahrscheinlich der Stress, den wir seit Mitte März damit haben: Unser Leben wurde von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt. Berufstätige Mütter wussten nicht so recht wohin mit ihren Kindern. Mütter von Schulkindern litten zudem häufig unter der Doppelbelastung aus Home-Office und Home-Schooling. Jetzt sind in den meisten Bundesländern Ferien – was angesichts der eingeschränkten Urlaubsmöglichkeiten auch keine echte Entlastung ist. Zahlreiche Familien kämpfen mit finanziellen Einbußen. Zukunftsängste („Werde ich meinen Arbeitsplatz auf Dauer behalten?“) und ein unterschwellig schlechtes Gewissen, wenn man sich mal wieder ausgelassen mit Freunden treffen möchte, tragen auch nicht zu einer besseren Laune bei.

Dieser Dauerstress macht uns krank. Er ist ein Risikofaktor für Herzerkrankungen, Übergewicht und psychische Probleme wie Depression. Manches, was wir über Stress zu wissen glauben, ist jedoch auch ein Mythos. Daher ist es wichtig, Mythen über Stress aufzudecken und der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Mythos 1: Stress entsteht durch zu viel Arbeit.

Logisch: Je mehr Arbeit wir haben, desto überlasteter fühlen wir uns. Dennoch gibt es Menschen, die ein enormes Arbeitspensum bewältigen und dabei nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Wichtiger scheint zu sein, WIE wir die Arbeit erledigen und wie die Beziehungen an unserem Arbeitsplatz aussehen. Realistische Anforderungen an die eigene Leistungsfähigkeit, Prioritätssetzung und ein wertschätzender Umgang sind Strategien, um auch in turbulenten Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren.

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Mythos 2: Wer erfolgreich sein will, muss Stress in Kauf nehmen.

Dauerstress aushalten können ist kein Statussymbol und kein Zeichen von Stärke. Ein dauerhaft erhöhter Stresshormonspiegel wirkt sich schließlich negativ auf das Immunsystem aus. Die Infektanfälligkeit erhöht sich – auch zum Beispiel für Pilzinfektionen in der Scheide.

Kluge Strategien zum Erhalt der eigenen Leistungsfähigkeit und Gesundheit schließen die dringend notwendigen Entspannungsphasen immer mit ein. Wenn die Entspannung zu Hause kinderbedingt nicht so funktioniert, wie sonst, braucht es Unterstützung. Gerade jetzt sind die Partner gefragt, die in Zeiten von Corona vielfach einen neuen Kurs einschlagen. Einen interessanten Beitrag dazu findet Ihr im Blog „die Chefin“ – dem Blog für Führungsfrauen.

Mythos 3: Ich kümmere mich später darum.

Dies ist eine ziemlich ausgefuchste Selbsttäuschung. Wir können leider nicht „einfach so“ besser mit anspruchsvollen Situationen umgehen. Stress entsteht häufig, weil wir ungünstige Denk- und Handlungsweisen an den Tag legen. So lange wir zum Beispiel versuchen, es in übertriebener Weise allen recht zu machen, werden wir uns weiter überlastet fühlen. Der einzige Zeitpunkt, zu dem wir daran etwas ändern können, ist JETZT!

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Mythos 4: Hauptsache danach nichts tun und entspannen.

Umfragen haben gezeigt, dass 53% der Menschen faulenzen oder fernsehen, um Stress abzubauen. Doch leider kann unser Körper nach längeren Stressphasen nicht so einfach „runterfahren“. Entschleunigen braucht Zeit, weil Stresshormone wieder abgebaut werden müssen. Gesünder ist es auf lange Sicht, den Tagesablauf so zu gestalten, dass immer wieder kleine Erholungspausen eingebaut sind. Je häufiger wir die Dauer der Stressphasen verkürzen, desto eher lernt unser Körper, leicht von einem Zustand in den anderen zu wechseln.

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Mythos 5: Sport schützt vor Stress

Jein. Bewegung baut Stresshormone ab. Sport wirkt sogar angstlösend. Doch dazu braucht es keinen Hochleistungs- oder Wettbewerbssport. Ein regelmäßiges Training mit mittlerer Anstrengung reicht bereits aus. Gerade in der Coronazeit, als sämtliche Vereinsaktivitäten ruhten und Fitnessstudios geschlossen hatten, haben viele das Radfahren und Spazierengehen wieder für sich entdeckt. Das ist genau richtig, um den Kopf frei zu bekommen und den Cortisolspiegel zu senken. Bei sehr großer Stressbelastung sind Bewegungsangebote mit einer Achtsamkeitskomponente wie Yoga, TaiChi oder Feldenkrais sehr zu empfehlen.

By the way: Ellen veröffentlicht in ihrem Podcast „The Female Empowerment“ Erfolgsgeschichten von Frauen. In einem Beitrag gibt sie interessante Tipps zu erfolgreichem Zeitmanagement. Das Gute an einem klugen Tagesplan: Was erledigt ist, kann uns nicht mehr stressen. Hört doch mal rein.

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