Ich krieg die Krise!

von Susanne Schneider
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Gibt es das wirklich noch? Typisch Mann – typisch Frau? Hört man sich im Bekanntenkreis um, scheint es zumindest im Krisenfall so zu sein: Die meisten Paare streiten sich nicht nur über die immer gleichen Themen, sondern diese Themen sind auch bei sehr vielen Paaren die gleichen. Klingelt hier der Klischee-Alarm? Nun, es sieht wirklich so aus, als wären alle Männer von den gleichen Dingen genervt und als gingen alle Frauen an der gleichen Stelle in die Luft. Ok, fast alle. Aber hier haben wir doch schon das erste Klischee, das zu stimmen scheint: Männer grummeln vor sich hin und denken „Lass sie doch!“, wenn sie etwas nervt. Frauen explodieren wort- und gestenreich, und das um so heftiger, je weniger das Gegenüber sich wehrt.

Mal ganz ehrlich – frau will es vielleicht nicht wahrhaben, aber wenn wir uns banale Beispiele wie dieses ansehen … erkennen wir uns da nicht ein kleines bisschen selbst?

Tatsächlich haben Umfragen gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedlich ticken, jedenfalls was die (Krisen-)Kommunikation angeht. Frauen sprechen deutlich lieber über Gefühle. Die meisten Männer finden dieses Thema unangenehm. Wie das wohl kommt? Doch sicher nicht daher, dass wir Frauen öfters mal über unsere Gefühle zu Socken im Flur, leeren Milchtüten im Kühlschrank und verschwitzte, auf der Fußbodenheizung vor sich hin müffelnde T-Shirts reden. Beziehungsweise ausrasten… Der Gott der Gelassenheit in unserem Leben legt dies wahrscheinlich ab unter „Aus Fragen zur Wohnung halt ich mich raus“. Und das bloß, weil er einfach nicht sehen will, was dekoratives Kunstgewerbe und was schlicht Müll ist (eine Leere-Bierdosen-Sammlung zum Beispiel).

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Männer reden nicht nur nicht über Gefühle

Sie reden überhaupt viel weniger als Frauen. Worüber auch? Befragungen haben ergeben, dass Frauen mehr als 11 Themen haben, über die sie sich austauschen, Männer dagegen nur etwas über 9. Und daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern, glaubt man den Studien: Danach hält sich fast die Hälfte aller befragten jungen Frauen für sehr kommunikativ. Aber weniger als ein Viertel der jungen Männer würde das von sich sagen. Und jetzt überlegt mal, wessen Lieblingsthema der Sport ist, und wer sich besonders gerne über Neuigkeiten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unterhält. Na, Klischee erfüllt? Aber voll! Tja, da fehlt bei der einen Hälfte der Schöpfung wohl auch ein bisschen das Interesse an den lieben Mitmenschen?!

Mina Frauengespräche

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Wen wundert es da noch, dass sich so viele Frauen wünschen, öfter mal ein „Ich liebe Dich“ zu hören. „Ist doch klar, sonst wäre ich nicht hier“, denkt er, wenn es zu diesem beliebten Krisenthema mal wieder kracht. Gibt er dann mal gute Tipps, beispielsweise beim Autofahren, ist es auch wieder nicht recht. Beschränkt sie sich auf dezente Andeutungen, wenn es um fürsorgliche Hinweise auf Geburtstagswünsche geht, findet er am Tag der Enttäuschung, dass sie das doch ganz direkt hätte sagen sollen, er hätte das gute Stück besorgt. Aber ob er es gefunden hätte? Schließlich versteht er unter Shoppen doch nur das stundenlange Abhängen in Elektronik- oder Baumärkten, während sie sich umfassend über die gesamte Warenwelt informiert. Klischee-Alarm?!

Wäre es wirklich schöner, wenn wir uns immer einig wären?

„Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“ – was führt wohl zur besseren, stabileren, erfüllteren Beziehung? Dazu findet Ihr hier ein paar Gedanken. Aber insgesamt ist es doch so: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Miteinander reden kann man lernen: Setzt Euch jede Woche für eine Stunde zusammen, in der Euch nichts und niemand stört. Beide haben eine halbe Stunde Redezeit, dürfen nur über ihre eigenen Gefühle sprechen, keine Vorwürfe machen. Und wenn einer in seiner halben Stunde nichts sagen will, bleiben eben beide stumm. Probiert’s mal! Wichtig ist, dass Ihr Euch gegenseitig wertschätzt und Euch in Euren Gefühlen ernst nehmt. Wer weiß, ob Ihr am Ende nicht wie frisch verliebt über die Sockenparade lacht.

By the way:

Bevor wir uns an letztlich albernen Klischees festbeißen und immer wieder in dieselbe Krisenfalle tappen, könnten wir mal fragen, ob unser Mann nicht vielleicht ganz anders ist, als wir denken? Vielleicht verstehen wir ihn dann besser?

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