Kurze Zündschnur

von Helga Thauer
Foto: iStock/Charday Penn

Ihr lieben Leidensgenossinnen der Hitzewallungen und schlaflosen Nächte – kennt Ihr das, wenn Ihr selbst oft zickiger seid als sonst, wenn sich der graue Haaransatz unaufhörlich in den Vordergrund schiebt und Ihr Euch fragt, wo Euer jugendlicher Elan geblieben ist? Die Wechseljahre heißen nicht ohne Grund Wechseljahre – dann da wechseln nicht nur die Hormone. Wer Kinder im pubertären Alter hat, weiß, dass diese plötzlich auch wie ausgewechselt sind: Liebreizende Engelchen verwandeln sich scheinbar über Nacht in widerspenstige Muffel. Wenn Pubertät auf Wechseljahre trifft, heißt es deshalb von beiden Seiten „Achtung: kurze Zündschnur“. So ergeht es zumindest Sandra. Hier mal ein beispielhafter Abend von vielen, der Euch bestimmt bekannt vorkommt.

Als Sandra neulich gegen 18.00 Uhr von der Arbeit kommt, erwartet sie das übliche Bild: Ein Topf mit Essensresten steht auf dem Herd, daneben ein Teller mit angeklebter Soße. Es ist still. Ihre 15-jährige Tochter ist zu Hause – hören kann Sandra sie nicht. Ida ist in ihrem Zimmer, Airpods in den Ohren, Smartphone in der Hand, Augen auf den Bildschirm fixiert. Sie sitzt auf dem Boden. Den Schreibtisch kann sie nicht mehr benutzen. Zu viele Dinge sind dort abgelegt. Der Schreibtischstuhl gleicht einem bunten Osterei aus dutzenden Lagen Hosen, Shirts, Blusen und Socken. Das Bett wie am Morgen verlassen. Immerhin: Ein Schulbuch liegt aufgeschlagen auf der zerknäulten Decke.

Pubertät und Kommunikation – zwei Welten begegnen sich

„Hallo mein Schatz, wie war Dein Tag?“ Keine Antwort, stattdessen ein kurzes Winken. Idas Blick bleibt auf dem Handy. Sandra versucht, sich jetzt nicht aufzuregen, winkt nochmal kurz durch den Spalt der Zimmertür und geht zurück in die Küche. Endlich Feierabend. Nach dem langen Tag im Bauamt hat die Architektin weder Lust noch Kraft, sich über das Verhalten ihrer Tochter aufzuregen. Zu oft hat sie schon darüber diskutiert, dass Ida ihren Part im Haushalt übernehmen muss. Schließlich haben sie ja nur sich.

Da erscheint Ida. O Wunder – die Ohren sind frei! Wahrscheinlich müssen die Kopfhörer aufgeladen werden. Sandra startet einen neuen Gesprächsversuch: „Wie war’s in der Schule?“ „War okay.“ „Besprecht Ihr bald Eure Noten?“ „Glaub‘ nicht.“ „Alles in Ordnung?“ „Ja, klar.“ Mit eineinhalb Jahren hat Ida schon Zweiwort-Sätze gesprochen. Sandra und ihr damaliger Mann Carsten waren sehr stolz auf ihre kluge Tochter. Heute scheint Ida wieder in der Zweiwort-Phase angekommen zu sein. Das ist anstrengend.

Foto: iStock/Charday Penn

Jetzt einfach mal laut werden

„Wolltest Du die Küche aufräumen?“ „Mach ich gleich.“ Drei Worte – geht doch. „Und wann ist gleich?“ „Weiß nicht. Muss noch was anderes machen.“ Damit nimmt Ida sich eine Flasche Wasser und verschwindet aus der Küche. Topf und Teller ignoriert sie gekonnt. „IDA DENK! DU KOMMST SOFORT ZURÜCK IN DIE KÜCHE UND RÄUMST DEINEN KRAM VOM MITTAGESSEN AUF. DU BIST 15 JAHRE ALT UND DURCHAUS IN DER LAGE, EINE SPÜLMASCHINE ZU BEDIENEN. ICH GEHE ARBEITEN, UND STELL DIR VOR, ICH BIN ABENDS MÜDE UND HABE KEINE LUST, DIR ALLES HINTERHERZURÄUMEN!“ Damit ist Sandra doch wieder explodiert. Sie wollte es nicht, aber es regt sie auf, wenn ihre Tochter nicht auch mal einen einzigen Gedanken für sie übrighat. Immerhin ist Sandra nonstop für ihre Tochter da, seit Idas Vater sich vor neun Jahren verabschiedet hat. In dieser Zeit hat Sandra viel gelernt – so wie Janina, die in ihrem Blog „Perlenmama“ sehr mitreißend über ihr Leben als Alleinerziehende berichtet.

Einschulung, Grundschule, der Schulwechsel ins Gymnasium – zusammen haben Sandra und Ida das Leben gemeistert. Sandra dachte, sie seien ein gutes Team. Bis Idas Pubertät anfing. Von jetzt auf gleich war ihre Prinzessin auf Krawall gebürstet. Absprachen galten nicht mehr, Antworten wurden patzig, Alkohol war plötzlich nicht mehr eklig, sondern spannend. Die Schulnoten knickten ein. Jungs waren offensichtlich deutlich spannender als Binomische Formeln und Englischvokabeln. Alles normal, versuchte Sandra sich anfangs zu beruhigen. Einfach die Nerven behalten. Pubertät ist nur eine Phase.

Wechseljahre – auch nur eine Phase

Mit 48 Jahren machten sich bei Sandra erste Wechseljahresbeschwerden bemerkbar. Sie konnte schlecht schlafen, war tagsüber müde und unkonzentriert. Immer häufiger plagen sie seitdem Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Zusehends wird ihre Zündschnur kürzer. Streit und Türenknallen gehören zur Tagesordnung und es ist nicht immer Ida, die die Tür ins Schloss haut.

Sandras aktuell größter Lichtblick im Leben heißt Martin: 52 Jahre, Bauingenieur und Geschäftspartner. Aus Sympathie wurden Dates. Aus regelmäßigen Verabredungen entsteht so etwas wie eine Beziehung. Martin ist seit Jahren der erste Mann, der Sandra mit Komplimenten und kleinen Aufmerksamkeiten verwöhnt.

Die Enttäuschung trifft Sandra, als aus einem romantischen Abend eine noch romantischere Nacht werden soll. Ida ist an diesem Wochenende bei Freunden. Sturmfrei muss gefeiert werden, auch mit 50! Das Essen mit Martin spielt nur eine Nebenrolle. Beide fühlen, dass an diesem Abend mehr passieren darf, soll, muss. Sandra ist aufgeregt wie ein Teenager und hat plötzlich großes Verständnis für ihre Tochter.

Wenn der Körper nicht mitspielt

Martin beginnt nach dem Dessert und einer Flasche Rotwein mit einer zärtlichen Fußmassage und arbeitet sich an Sandras Beinen geschmeidig nach oben. Der Mann hat Erfahrung. Sandra möchte dahinschmelzen, hat aber das Gefühl, dass ihre Vagina nicht mitschmilzt. Im Gegenteil. Sie fühlt sich – wie schon seit einiger Zeit – eher juckend an. „Bitte nicht jetzt, nicht in diesem Moment“, denkt sie noch. Aber ihre Vagina, dieses eigensinnige Wesen, bleibt hartnäckig. Hartnäckig trocken. Ist sie nach den vielen Jahren des Alleinseins aus der Übung? Wie soll Sandra ihrem Date erklären, dass es bei ihr gerade nicht geht?

Sandra nimmt ihren ganzen Mut zusammen: „Martin, Du bist der tollste Mann, der mir seit Jahren über den Weg gelaufen ist. Ich würde gern die ganze Nacht mit Dir verbringen. Aber mein Körper scheint das gerade anders zu sehen. Deshalb brauchen wir eine kleine Planänderung. Ich kann unsere Zweisamkeit so nicht genießen. Es tut mir total leid und wir holen das bald nach, versprochen.“

Hilfe aus der Apotheke

Martin wäre nicht Martin, wenn er dafür nicht Verständnis hätte. Das gibt Sandra Gelegenheit, gleich montags in die Apotheke zu gehen. Nach einer kurzen Beratung verlässt sie das Geschäft mit einer Packung KadeHydro Befeuchtungsgel. Das, hat die Apothekerin ihr erklärt, sei nicht irgendein Gleitmittel, sondern durch die enthaltene Hyaluronsäure eine Intensiv-Hilfe bei Scheidentrockenheit. Es befeuchtet den Intimbereich und schützt so vor trockener Haut und Reibung – auch im Alltag. Zudem sei das Befeuchtungsgel frei von Hormonen, Duft- und Farbstoffen, hinterlässt keine Flecken auf der Bettwäsche und wirke bei der ersten Anwendung. Kondome seien auch kein Problem. „Besser geht’s nicht“, freut sich Sandra, und überlegt schon, wann Ida zur nächsten Übernachtungsparty außer Haus ist. Denn auch wenn Frauen in den Wechseljahren sich in einer anstrengenden Umbruchphase befinden – sie haben immer noch das Recht, sich ganz und gar als Frau zu fühlen. Und wenn’s sein muss, auch mit kleinen Tricks.

By the way: Auf der Seite “Muttis Nähkästchen” bloggen Birgit und Christine direkt aus dem Leben – mit reichlich Erfahrung im Umgang mit Pubertieren. 13 Überlebenstipps für Eltern findet Ihr hier.

Lesetipps